“Hör auf die Stimme, hör was sie sagt…”
Ich kann mich noch genau erinnern wie es war als der kleine Mann das Licht der Welt erblickte. Ich war überflutet von tiefer Liebe, wieder war die Sorge seine Mutterliebe nun drei Kindern zu schenken unbegründet. Es war so ein schönes Gefühl, den kleinen Babysohn im Tragetuch zu haben, ganz nah an mir und gleichzeitig meinen Töchtern beim Spielen zuzusehen. Bei Spaziergängen hielt ich mein Gesicht der Sonne entgegen, ich genoss die Wärme, den Lichtschein, ein wunderbares Gefühl im Herzen.
Während der ersten Monate als neue nun dreifach Mama fühlte ich mich geerdet, zufrieden in mir ruhte die Gewissheit, dass ich das hier als Mama mit meinem Mann schon alles gut meistern würde. Denn ich hatte schließlich Erfahrung mit Kindern, Mama von zwei Töchtern, als angehende Erzieherin, habe ich mir keine Gedanken gemacht. Das Leben hatte uns so reich beschenkt, ich war vollkommen glücklich. Dann kam das Leben dazwischen, wie oft ich in den letzten zwei Jahren an mir selbst gezweifelt habe, dass weiß ich schon nicht mehr. Seit zwei Jahren habe ich dass Gefühl, mir wird immer wieder der Boden unter meinen Füßen weggezogen. Doch rappel ich mich immer wieder auf, versuche positiv zu denken. Es kommt jedoch immer irgendwas dazwischen! Ich habe mich über die Erkrankung vom Babysohn informiert, damit ich ihm so gut es geht helfen kann. Ich habe ohne weiteres Nachdenken meine Elternzeit verlängert. Ich habe gelernt wie man im Notfall eine Adrenalin Injektion durchführt und die ganze Notfallmedikamente anwendet. Leider habe ich sie auch anwenden müssen, ohne Worte….
Für die Kita habe ich wie ihr vielleicht wisst alles an Mahlzeiten jeden Tag frisch gekocht, liebevoll zubereitet mitgegeben. Mich dafür eingesetzt das die betreuenden Erzieher eine Anaphylaxie Schulung durch unsere Kinderärztin erhalten. Mein Handy war stets bei mir, damit ich jederzeit erreichbar bin. Die ganze Zeit habe ich eine kleine leise Stimme in mir.
Wie geht’s weiter?
Die Erzieher kommen mit der Situation nicht zurecht. Keiner kommt zurecht. Sie haben Angst, ich auch! Sie wissen nicht ob sie dass können! Ich auch nicht! Die Stimme in mir wird lauter.
Ich habe doch ein Ziel, einen Plan für unser Leben, DIE ANDEREN bekommen das doch auch hin! Ich will doch nur arbeiten. Das Klischee der Gesellschaft erfüllen! Die Rolle der arbeitenden Mutter erfüllen, sogar gerne! Ein Recht auf Selbstverwirklichung habe ich schließlich auch, lese ich ja oft.
Doch ich merke immer öfter, dass uns dieses Lebensmodell langfristig nicht glücklich machen kann! Nicht unter diesen Rahmenbedingungen! Doch ich mache immer noch weiter. Nebenbei suche ich noch nach einer anderen integrativen Einrichtung – kein Platz frei. >Ich komme an meine Grenzen mal wieder! Eigentlich versuche ich noch positiv zu denken, heuchel mir selbst vor, dass alles gut wird. Ist es aber schon lange nicht mehr.
Ich lass jetzt los…
Es ist ein Samstag Morgen, wir frühstücken, es ist ein schöner Morgen. Ich trinke meinen Kaffee in aller Ruhe, plane die nächste Woche im Kalender. Was für Klausuren stehen an, wo muss ich lernen. Was koche ich? Welche Termine stehen an? Was mache ich heute? Backen wir Plätzchen? Wann blogge ich mal wieder? Ihr kennt das bestimmt, die mütterlichen To – Do Listen im Kopf.
Meine mittlere Tochter hören in ihrem Zimmer das Lied der Eiskönigin – denn Anna & Elsa stehen gerade hoch im Kurs.
So halt durch unsere ganze Wohnung ” Ich lass jetzt los”.
Ich denke mir wie schön es wäre dass auch zu machen. Einfach loslassen, frei sein, frei von dem Wohlwollen der anderen Menschen in unserem derzeitigem Leben!
Die Stimme in mir sie ist jetzt so laut, dass ich sie nicht mehr überhören kann! Ich höre sie an, was sie mir zusagen hat. Das erste Mal höre ich ihr zu!
Ich weiß was ich nun zu tun habe. Es gehört Mut dazu sehr viel, denn es verändert alles. Jeden Plan den ich mal hatte.
Doch es macht mich frei und ich kann loslassen! Das bedeutet wir müssen uns neu orientieren, neu planen.
Kindergartenfrei aufwachsen – ein neues Lebensmodell
Kindergartenfrei aufwachsen, wird der kleine Mann. Denn ich kann ihn betreuen und im Notfall helfen. Wir haben in unser häuslichen Umgebung Sicherheit. Die Sicherheit die er braucht um aufzuwachsen, ich kann ihm die Geborgenheit geben die er braucht um alles was er bisher erlebte zu verarbeiten. In meinen Armen ist er sicher. Ich werde keine Erzieherin – einen Berufswunsch der mich seit der 7. Klasse begleitet hat. Ich gebe ihn auf, ich lasse ihn los.
Für meinen kleinen zweijährigen Sohn da zu sein, für meine Töchter da zu sein, Ehefrau und Mutter, dass ist nun unser zukünftiges Lebensmodell. Zu mindestens für die nächsten Jahre.
Eine neue Orientierung, ganz neu denn ich wollte eigentlich nie bitte nicht falsch verstehen “nur Hausfrau und Mutter” sein. Doch in den letzten Jahren habe ich gemerkt, wie sich unser Leben verändert hat. Wir haben drei Kinder, eines davon chronisch krank und eine Kindertagesstätte scheint für ihn ungeeignet, auch wenn ich in meiner Ausbildung gelernt habe das es Möglichkeiten gibt für die Integration chronisch kranker Kinder – dafür habe ich mich auch immer interessiert.
Möglichkeiten gibt es viele, sehr viele, doch dann kommt die Realität dazwischen dass habe ich in den letzten 9 Monaten oft genug erfahren. Theorie und Praxis wie so oft liegen Welten dazwischen.
Mich braucht das nun nicht mehr zu interessieren.
Denn ich brauche das Gefühl wieder, welches ich vor zwei Jahren einmal hatte! Das Gefühl einer jungen Mutter die zuversichtlich ohne Ängste in die Zukunft blickt. Eine Frau die glücklich ist. Ich mache mich frei von den Ansprüchen unserer Gesellschaft, frei von alldem was andere meinen was für uns als Familie richtig wäre.
Ich möchte wieder das Gefühl haben, den Boden unter meinen Füßen zu spüren. Das Gefühl das ich meinen Weg gehe.
Heute ist wieder ein Samstag, ein Morgen wo meine Kinder gerade im Zimmer spielen und sich eine Bude bauen. Wisst ihr was ich fühle? Ruhe, Frieden, endlich sehe ich das Licht wieder, endlich habe ich das Bedürfnis wieder mein Gesicht glücklich in die Sonne zu halten, Endlich!
Ich schreibe hier gerade diese Zeilen. Gedanken die euch vielleicht berühren. Doch vielleicht habt ihr auch eine Stimme in euch, eine Stimme die ihr kein Gehör gebt. Vielleicht wird diese Stimme auch lauter wie bei mir?
Hört auf die Stimme, gebt ihr die Zeit euch zu erzählen was sie will! Wir haben nur ein Leben, nur eins und es ist nicht unendlich lang. Aber es will gelebt werden und nicht nur abgearbeitet. Vor allem will euer Leben, so gelebt werden wie ihr es für richtig haltet!
Erfüllt mit Liebe und Lachen, unzähligen Augenblicken des Glücks. Gelebt mit dem Mut seinen eigenen Weg zu gehen um sein ganz persönlichen Sinn des Lebens zu finden.
Liebe Grüße!
Eure Mia
Lu
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Hallo Mia, meinst du nicht, das es möglich ist, zumindest den Abschluss als Erzieherin zu machen? Du hast sicher schon so viel zeit darin investiert und hast ( so klingt es) auch garnicht mehr so lange bis zum abschluß. Es wäre doch schade, wenn das alles nichtig wird. Den wie du sagst, irgendwann sind die Kinder größer und du könntest arbeiten. Erzieher werden immer gesucht. Und mit dem abschluß muss der Job auch kein träum bleiben, später wenn alle Kinder in die Schule gehen zb.
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Michaela
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Hallo Lu, ich danke dir für deine lieben Worte und das du mit mir nach Lösungen suchen möchtest. Es ist so dass ich mich entschieden habe ein Fernstudium zu beginnen, so werde ich ab Oktober den B.A. in Kindheitspädagogik beginnen und freue mich schon darauf. 🙂
Ich wünsche dir eine schöne Herbstzeit.
Liebe Grüße
Mia
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